Trüffelanbau - eine Chance für die Natur
Von der Trüffelplantage & dem Trüffelgarten zum „Trüffelbiotop“ bzw. „Trüffelhain“
Mit dem Trüffelanbau setzen Sie auf ein Produktionsverfahren von kostbaren Nahrungsmitteln, das zugleich eine vielseitige naturnahe Gestaltung ohne Chemiekeule zulässt. Auf Pestizide und Düngemittel wird vollständig verzichtet! Die Trüffelkultur bietet also nicht nur ein lukratives Agrarprodukt, sondern auch aus ökologischer Sicht immense Chancen für Natur und Mensch.
Trüffel spielen eine wichtige Schlüsselrolle in verschiedenen Ökosystemen. Für einige Ökosysteme sind die Pilze sogar unverzichtbar und würden ohne sie zusammenbrechen. Durch ihre Symbiose mit dem Wurzelwerk von Bäumen und Sträuchern tragen die unterirdisch wachsenden Pilze zu einer intakten Fauna und Flora bei. Das Pilzgeflecht verbessert über die Verbindung mit den Feinwurzeln der Pflanzen deren Wasser- und Nährstoffaufnahme und schützt sie gleichzeitig vor Krankheitserregern und Schadstoffen. Dies wirkt sich positiv auf das Wachstum und die Vitalität der Bäume aus.
Darüber hinaus ist eine beträchtliche Anzahl unterschiedlicher Tiere von der Lebensgemeinschaft Pilz-Pflanze abhängig. Viele Tiere ernähren sich von Trüffeln, nicht wenige haben sich sogar auf sie spezialisiert. Sie stehen auf dem Speiseplan von kleinen Säugern, Reptilien, Vögeln und Insekten. Wieder andere Tiere erbeuten „Trüffelfresser“ wie z. Bsp. einige Greifvögel und Eulen, deren Hauptnahrung Kleinsäuger und kleine Vögel sind. Nach dem Verzehr der Trüffel oder „Trüffelfresser“ scheiden die Tiere die Sporen, welche im Trüffel-Fruchtkörper eingeschlossen sind, mit dem Kot an anderer Stelle wieder aus und sorgen so für die Verbreitung der Pilze. Trüffel sind also das unterste Glied in einer wichtigen Nahrungskette. Die Anpflanzung von Trüffelbäumen bietet demnach zahlreichen, darunter auch vielen bedrohten Arten aus der Tier- und Pflanzenwelt sowohl eine wichtige Nahrungsgrundlage als auch ein geschütztes Habitat und fördert damit die Biodiversität in Fauna und Flora. Trüffelanbau in Form von „Trüffelbiotopen“ kann somit als nachhaltige Landnutzungsform Naturschutzflächen schaffen und in erheblichem Maße unser Landschaftsbild aufwerten. Eine naturnahe Anpflanzung ist in seinem außergewöhnlichen Strukturreichtum mit agroforstwirtschaftlichen Ökosystemen wie den Olivenhainen im Mittelmeerraum oder unseren unverzichtbaren Streuobstwiesen vergleichbar.
Nicht zuletzt stehen Trüffel der Gattung Tuber im Bundesamt für Naturschutz auf der Roten Liste. Nichts liegt also näher als diese zu „züchten“ und damit für ihre Verbreitung zu sorgen!
Deshalb ist unsere Vision, die ökologisch wertvolle Trüffelkultur in Naturschutzprojekte zu integrieren und eine Win-win-Situation zwischen Naturschutz und Trüffelbauern anzustreben.
Trüffelhecken & „Trüffelinseln“ als Lebens- und Umweltschutz
Nicht nur die Anlage von großen Trüffelplantagen und Trüffelgärten wirkt sich positiv auf die Umwelt aus. Trüffelbäume haben auch als kleine Baumgruppen, sog. „Trüffelinseln“ und in Form einer Trüffelhecke einen hohen ökologischen Nutzen.
Gerade bei der Wiederanpflanzung von Hecken und kleinen Bauminseln besteht in einigen Regionen unserer Kulturlandschaft Handlungsbedarf. Im letzten Jahrhundert sind zahllose von ihnen aus unserer Landschaft verschwunden. Sie sind der Flurbereinigung und der damit zusammenhängenden Intensivierung der Landwirtschaft sowie des Straßen- und Feldwegebaus zum Opfer gefallen. Als Folge ist eine Kaskade gravierender Schäden entstanden: Die Landschaften sind monotoner, artenärmer und dadurch auch störanfälliger geworden. Insbesondere in diesen ausgeräumten „Kultursteppen“ sind Hecken und kleine Bauminseln wertvolle Strukturelemente und erfüllen wichtige Funktionen. Sie tragen im erheblichen Maße dazu bei das biologische Gleichgewicht unserer Kulturlandschaft aufrecht zu erhalten, indem sie neben Luftfilter, Wind- und Erosionsschutz zahlreichen Tierarten auf kleinster Fläche die unterschiedlichsten Lebensräume bieten. Sie dienen als Unterstand, Schlafplatz, Überwinterungsquartier, Rückzugsraum, Brut- und Nistplätze, Schleich- und Wanderwege und sind damit auch Überlebensnischen für viele bedrohte Kleintiere. Wussten sie schon, dass für Feldhecken 900 verschiedene Tierarten nachgewiesen wurden? Hecken werden deshalb seit Längerem durch die Naturschutzbehörden in ihrer Bedeutung für das Landschaftsbild und den Naturhaushalt erfasst.
Es könnte somit in Zukunft auch eine Win-win- Situation zwischen dem Naturschutz und der Agrarwirtschaft entstehen. In bereits landwirtschaftlich genutzten Flächen könnten vermehrt „Trüffelinseln“ integriert und/oder diese mit einer Hecke aus mit Trüffelsporen beimpften Haselnuss, Hain- und Rotbuche eingefriedet werden. Trüffelbäume können auch in Kombination mit anderen typischen Heckenpflanzen wie z. Bsp. Liguster, Hortensie oder Schlehe gesetzt werden und das natürliche Heckenklima fördern.
Die Landwirte könnten in zweierlei Hinsicht davon profitieren: Zum einen könnten sie Kosten für die Schädlingsbekämpfung sparen, da Trüffelhecken und „Trüffelinseln“ auch Vermehrungshabitate für Nützlinge sind, welche die Schädlinge auf den umliegenden Feldern fressen. Zum anderen hätten sie einen Nebenverdienst durch die Trüffelernte!
Übrigens leisten auch Sie als Gartenbesitzer einen kleinen Beitrag zum Naturschutz, indem Sie ein paar Trüffelbäumchen oder eine Trüffelhecke in Ihrem Garten pflanzen. Einige Tiere finden so auch in Siedlungsbereichen Nahrung, Deckung und eine Brutstätte.
Abschließend sei noch erwähnt, dass auch Streuobstwiesen für die Anpflanzung von Trüffelbäumen gut geeignet sind. Lesen Sie hierzu: Wertsteigerung Streuobstwiese durch Trüffelbäume.